Agil im Kopf oder: Wie Sie sich als Unternehmer der Digitalisierung nähern können

Sie kennen das: Da gibt es dieses Internet und langsam schwant Ihnen, dass das wohl doch keine Phase ist, die wieder vorbei geht. Im Gegenteil. Der Online-Handel boomt, immer mehr Menschen greifen zum Smartphone und zum Tablet, um sich über neue Produkte zu informieren oder Einkäufe direkt nach Hause zu ordern. Auch Dienstleistungsunternehmen werden von Verbrauchern zunächst online angesteuert. Wer im Netz nicht präsent ist, fällt schnell durch’s Raster.

Auf der Suche nach einem strategischen Ansatz

„Wir müssen was tun“, denken Sie sich vielleicht. „Und zwar schnell!“ Und doch wird Ihnen ganz anders bei dem Gedanken, denn eigentlich, so müssen Sie zugeben, kennen Sie sich nicht gut aus, haben Sie selbst und ihre Mitarbeiter für soziale Medien keine Zeit und für externe Berater fehlt Ihnen das Geld. Eigentlich. Genau genommen, wenn Sie es sich so recht überlegen, sehen Sie schon jetzt den Wald vor lauter Bäumen nicht, erscheint Ihnen der Sprung in die digitale Welt schier unerklimmbar. Folglich können Sie es auch gleich lassen. Denken Sie. Wenn auch mit Bauchschmerzen.

In meinem heutigen Blogbeitrag beschäftige ich mich damit, wie Sie als kleiner, mittelständischer Unternehmer eine gute Online-PR-Strategie entwickeln können, indem sie sich dem Thema Digitalisierung schrittweise nähern. Ich habe mich zu dem Artikel inspirieren lassen, nachdem ich den Text „Agiles Marketing in der digitalen Kommunikation“ von Babak Zand gelesen habe. Aus diesem Grund nehme ich auch an seiner gleichnamigen Blogparade zum Thema teil.

Digitaler Wandel

Vorab: Mit ihren Ängsten und Sorgen den digitalen Wandel betreffend sind Sie nicht allein, so viel möchte ich Ihnen sagen. Im vergangenen Mai legte die Technologie- und Strategieberatung Accenture eine groß angelegte Umfrage vor. Ergebnis: Zwar wollen 45 Prozent aller befragten Firmen innerhalb der kommenden drei Jahre eine Digitalstrategie für ihr Unternehmen entwickeln, jede dritte allerdings erwägt es erst gar nicht, ihre Geschäftsstrategie dem Prozess der Digitalisierung anzupassen. (Quelle: Welt.de)

Die Folge daraus ist, dass die Schere zwischen denen, „die mit der Zeit gehen“ und jeden Trend fix mitnehmen, und jenen, die in gewohnten Strukturen stecken bleiben, immer größer zu werden scheint. Dies betrifft auch den Bereich der PR- und Öffentlichkeitsarbeit. Setzen die einen bereits auf eigene (multimediale) Inhalte, die sie in ihrem Firmenblog und auf Online-Portalen präsentieren, pflegen die anderen noch immer und ausschließlich den Kontakt zur Print-Medien-Welt, obgleich diese doch mehr und mehr in sich zusammenschrumpft und die Zukunft der Zeitung, wie wir sie von früher kennen, eher ungewiss ist.

Interaktiver Charakter

Meiner Ansicht nach ist es verkehrt, auf ein Entweder-Oder-Modell zu setzen. Idealerweise ergänzen sich beide Strategien und verschmelzen zu einer. Im digitalen Zeitalter bedeutet PR für mich mehr als das Schreiben von Pressemitteilungen und die gekonnte Platzierung von Texten in Fachmedien. Das Internet bietet uns durch seinen interaktiven Charakter und die diversen Formate wie Blogs, Social Media und Bewertungsportale die Möglichkeit, Geschichten komplexer zu denken und durch eine fundierte Content-Strategie und die konsequente Anwendung von Storytelling-Konzepten mehr Menschen zu erreichen als jemals zuvor.

Gleichzeitig erfordert das Web eine deutliche Positionierung, um sich in der Fülle der Anbieter als Marke zu platzieren und von anderen zu unterscheiden. Wer gesehen werden will, muss konsequent und konsistent kommunizieren, sich auf den Dialog mit den Nutzern und (potenziellen) Kunden einlassen. Kurz: Authentizität und Transparenz sind so wichtig wie nie zuvor. Wer es gut machen will, sollte keinen Aufwand scheuen. Angesichts der knappen eigenen Ressourcen ist das oft leichter gesagt als getan. Agiles Denken ist also gefragt.

Agil und dynamisch

Wer sich mit dem Begriff des „Agilen Marketing“ beschäftigt, wird meist als erstes mit dem Zeitfaktor konfrontiert. Nachrichten verbreiten sich in enormer Geschwindigkeit und sind schneller wieder out als Sie „Halbwertszeit“ sagen können. Die Frage lautet dann: Wie flexibel darf oder muss eine Strategie sein, um schnellebige Trends im Netz nicht zu verpassen und idealerweise sogar aufzugreifen? Grundlage dieser Diskussionen ist die Annahme, dass ein Unternehmen bereits über eine vorhandene digitale Strategie verfügt und entsprechend Ressourcen dafür bereitgestellt hat.

Ich setze mit meinen Überlegungen früher an: Dort nämlich, wo Unternehmer den Schritt in die digitale Welt generell noch scheuen. Ich möchte Sie ermutigen, sich überhaupt erstmal mit der Umstellung auf digitale Medien und Marketing-Instrumente auseinanderzusetzen. Und ich möchte Ihnen sagen: Jede Beschäftigung in kleinen Schritten mit dem Thema ist besser als das Nichtstun. Eine Strategie muss nicht für die kommenden 100 Jahre festgeschrieben und allumfassend sein, um für Sie einen Mehrwert zu bieten. Sie können auch erstmal im Kleinen anfangen.

Entscheidend ist natürlich, dass Sie überhaupt einen Fahrplan haben. Ganz ohne Strategie im Netz herumzuwurschteln kostet Sie unter Umständen mehr Zeit als Ihnen lieb ist. Warum das so ist, darüber habe ich in meinem letzten Post „Warum eine Strategie im Online Marketing wichtig ist“ ein paar Gedanken virtuell zu Papier gebracht.

Welche Möglichkeiten haben Sie nun aber, die Schere zwischen den Kundigen und den Unkundigen zu schließen, also agiler im Denken zu werden?

Wie mit so vielen anderen Dingen ist es auch mit Social Media und Co.: Je mehr Sie darüber wissen, je vertrauter Sie damit werden, desto eher verschwindet auch die Angst und Sorge davor, dem Medium Internet nicht gewachsen zu sein. Machen Sie sich also zunächst mit den Funktionen und Wirkungsweisen im Netz vertraut. Ein paar Vorschläge, wie das gehen kann, habe ich Ihnen im Folgenden zusammengetragen:

1. Planen Sie ein Zeitfenster in der Woche, in dem Sie sich mit Social-Media-Themen beschäftigen

Sie kennen die Ratschläge von Fitnessexperten, wenn es ums Joggen geht? Meist heißt es da: Nehmen Sie sich nicht zu viel am Anfang vor, stecken Sie sich realistische Ziele. Mein Tipp daher: Planen Sie ein kleines Zeitfenster in der Woche ein, das Sie konsequent dafür nutzen, sich in die Materie einzulesen.

Es gibt haufenweise Blogs und andere informative Seiten auf jedem Niveau, auf denen Sie Informationen finden. Zum Beispiel darüber, was beim Aufbau einer Facebook-Fanpage zu beachten ist, oder wie Sie ein Blog auf Ihrer Firmenhomepage integrieren können.

Nehmen Sie sich ein bestimmtes Thema vor, das Sie zunächst besonders interessiert. Kurz: Widmen Sie sich nicht dem ganzen Berg auf einmal, das kann einen bei der Fülle an Informationen schnell entmutigen. Fangen Sie an einer Ecke an und arbeiten Sie sich stückchenweise vor.

Lieber eine halbe Stunde in der Woche intensive Lese- und Strategiearbeit als gar keine.

Rechnen Sie mal hoch, wie viele Stunden im Arbeitsjahr am Ende dabei herauskommen, wenn Sie es konsequent durchziehen.

2. Bringen Sie zunächst Ihre Homepage auf Trab

Sofern Sie nicht wissen, wo Sie anfangen sollen, mein Ratschlag: Kümmern Sie sich als allererstes um Ihre Firmenhomepage. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt aller Online-Kommunikation. Egal, ob Sie nun Social Media nutzen oder über andere Portale Infos über Ihr Unternehmen verbreiten, letztlich führen alle Maßnahmen auf Ihre Homepage zurück. Sollten Sie jedenfalls.

Auch hier gilt: Grundsätzlich ist es natürlich wünschenswert, wenn die Seite „aus einem Guss“ ist. Allerdings ist es auch möglich, das Projekt „Homepage gestalten“ in kleine Projektpakete zu unterteilen. Über Content Management Systeme wie WordPress und Typo3 lassen sich heutzutage sehr moderne Lösungen mit geringem Aufwand erarbeiten.

Also trauen Sie sich ruhig ran an das Thema. Denken Sie ans Joggen: Schon nach kurzer Dauer kommen einem die Anstrengungen der Anfangszeit läppisch vor und Sie beginnen sich zu entspannen. Dann fängt es sogar an Spaß zu machen.

3. Gehen Sie in Kontakt mit anderen und besuchen Sie Vorträge

Neben meinen persönlichen Studien und Leseeinheiten waren mir meine Netzwerke stets wichtige Wissensquellen. Wer sich mit anderen austauscht, erweitert seinen Horizont und lernt aus den Erfahrungen anderer. Auf diese Weise kommen Ihnen möglicherweise Ideen und Lösungsansätze in den Sinn, die Sie allein in Ihrem stillen Kämmerlein nicht erdacht hätten.

Mit meinem Kollegen Norbert @Nordbergh Diedrich werde ich bereits in diesem Monat einen ersten Social-Media-Stammtisch in Münster durchführen, in dem wir Unternehmer und Kommunikationsfachleute an einen Tisch bringen möchten. Das Angebot soll möglichst niedrigschwellig sein, so dass Sie keine Scheu haben müssen, sich mit Ihren Fragen als „Anfänger“ zu outen.

Im Gegenteil. Unser Ziel wird es sein, im Rahmen von Vorträgen auf unterschiedlichem Niveau nach und nach alle auf dem Wissensstand abzuholen, auf dem sie gerade stehen. Treten Sie in Kontakt mit mir über Facebook, Xing oder Twitter, dann werde ich Sie gerne über das Angebot auf dem Laufenden halten.

4. Wählen Sie zunächst nur einen Kanal aus

Ist der Augenblick erreicht, an dem Sie sich in den sozialen Netzwerken nach draußen wagen möchten, Sie aber immer noch Sorge haben, nicht genügend Zeit zur Pflege mehrerer Seiten zu haben, rate ich Ihnen: Beginnen Sie nicht mit allen auf einmal. Suchen Sie sich das Netzwerk heraus, in dem sich Ihre Zielgruppe primär aufhält und legen Sie bestimmte Zeitfenster in der Woche fest, in denen Sie auf der Seite aktiv sind und etwas posten.

Macht Ihnen die Kommetarfunktion Sorge? Ich kann Sie beruhigen, Shitstorms sind seltener im Netz, als man vielleicht denkt. Und wenn Sie eintreten, dann geschieht dies in aller Regel für einen begrenzten Zeitraum, nach dem sich alles wieder beruhigt. Viel wahrscheinlicher ist es, dass Menschen beispielsweise über eine Facebookseite mit Nachrichten oder Fragen an Sie herantreten.

Klären Sie hier im Vorfeld die Zuständigkeiten. Telefonanrufe und E-Mails würden Sie schließlich auch nicht unbeantwortet lassen, oder? Der Zeitaufwand ist also durchaus vergleichbar.

5. Nutzen Sie Blogging-Dienstleister

Ein eigenes Blog ist Ihnen zu aufwendig? Schade, denn neben einer gut strukturierten und informativen Homepage bildet für mich ein Corporate Blog das Herz einer guten PR- und Content-Strategie. Ein Blog erlaubt Ihnen beispielsweise, Kunden über weiterführende Inhalte an Ihr Unternehmen heranzuführen. In der Tat aber ist die Pflege dieses Instrumentes zeitintensiv und somit auch mit Aufwand verbunden.

In der vergangenen Woche hat Christian Müller auf bloggerabc einen informativen Beitrag über Plattformen gebracht, auf denen man auch ohne eigenes Blog bloggen kann. Ich habe daher diesen Punkt hier in meine Liste mit aufgenommen und möchte zum Abschluss eine Leseempfehlung für den Artikel geben, der Ihnen sehr übersichtlich die Vor- und Nachteile aufzeigt:

Alternativen zum eigenen Blog

Bevor Sie also vor dem großen Aufwand erstarren wie das Kaninchen vorm Fuchsbau, noch einmal mein Appell: Suchen Sie nach alternativen Lösungen, arbeiten Sie sich schrittweise ins Thema ein. Trennen Sie sich von allen „Damit kenne ich mich sowieso nicht aus“-Gedanken – und fangen Sie einfach mal an einer Stelle an.

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Fazit: Agiles Marketing und agile PR beginnt im Kopf. Oft ist unser Handeln von Vorannahmen geprägt, die uns gedanklich feststecken lassen. In kleinen Schritten können wir unsere Denkmuster verändern. Sind wir dazu bereit, folgt die Dynamik von ganz allein.

 

 

 

 

 

Ein Kommentar

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