Es ist ein Thema, das sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext von zentraler Bedeutung ist: der gelungene Abschluss. Der Psychotherapeut Gary McClain versteht darunter den Zustand, in dem Klarheit herrscht, offene Fragen beantwortet sind und damit der innere Unfrieden spürbar abnimmt. Nun hat er dem Thema ein gesamtes Buch gewidmet.
Psychologie für den Alltag
Der Ratgeber „Good Bye! – Von der Kraft, Dinge gut zu beenden“ verbindet psychologisches Fachwissen mit alltagstauglichen Methoden, um diesen Prozess aktiv zu gestalten. Dieses Streben nach sogenannter Closure vergleicht McClain mit psychischer Hygiene – einem inneren Aufräumen, das uns hilft, eine Phase bewusst abzuschließen und Raum für Neues zu schaffen.
McClain beschreibt, warum wir ein so starkes Bedürfnis nach einem guten Ende haben, und gibt praktische Werkzeuge an die Hand: von Selbstbefragungsübungen über Meditationen bis hin zu konkreten Handlungsschritten für offene Gespräche oder symbolische Abschiedsrituale.
Besonders hilfreich ist sein Ansatz für Situationen, in denen eine direkte Aussprache nicht möglich ist – etwa bei unerwartetem Verlust, fehlender Kommunikation oder wenn andere Beteiligte nicht bereit sind, den Abschluss gemeinsam zu gestalten. Auch in solchen Fällen gibt es Wege, um innerlich loszulassen und aus der Erfahrung emotional gestärkt hervorzugehen.
Relevanz für Führungskräfte
Für Führungskräfte hat das Buch eine besondere Relevanz. McClain macht deutlich, dass sie eine Schlüsselrolle spielen, wenn Projekte, Rollen oder ganze Arbeitsverhältnisse enden. Transparente Kommunikation ist hier der erste Schritt, um Klarheit zu schaffen und Frustration zu vermeiden.
Ebenso wichtig sind formale oder symbolische Abschlüsse, wie Feedbackgespräche, Reflexionsrunden oder kleine Zeremonien, die das Geleistete würdigen. Führungskräfte, die dabei auch die emotionale Dimension berücksichtigen, fördern nicht nur das Wohlbefinden der Mitarbeitenden, sondern auch die Stabilität und das Vertrauen im Team.
Kritische Gespräche, so der Fachmann, sollten nie unangekündigt und ohne Augenhöhe vonstattengehen. Nur wer anderen die Chance gibt, sich gut vorzubereiten, eröffnet einen Raum für konstruktiven Austausch. Andernfalls können Aussprachen schnell zur Machtdemonstration entarten – ob gewollt oder ungewollt.
Perspektive der Angestellten
Mitarbeitende wiederum können aus McClains Impulsen lernen, den eigenen Anteil an einem Abschlussprozess aktiv zu gestalten. Selbstreflexion hilft, die Erfahrungen zu verstehen und einzuordnen, während innere Loslösungsstrategien – etwa durch persönliche Rituale oder das bewusste Festhalten positiver Erinnerungen – den Übergang erleichtern.
Gerade wenn ein offizieller Abschluss von außen verweigert wird, können diese Techniken helfen, die eigene Handlungsfähigkeit und Selbstachtung zu bewahren. Sich dabei Unterstützung von Coaches oder Psycholog:innen zu suchen, zeugt von Mut, nicht von Schwäche, betont der Autor.
Mein Fazit
„Good Bye!“ ist damit weit mehr als ein Ratgeber für zwischenmenschliche Beziehungen. Es ist ein praxisnahes Handbuch für den bewussten Umgang mit Enden – auch und gerade im Berufsleben, wo Veränderung und Abschied ständige Begleiter sind. McClains Ansatz zeigt, dass ein strukturiertes, respektvolles Beenden keine lästige Pflicht ist, sondern eine Investition in Resilienz, Teamkultur und berufliche Weiterentwicklung.
Wer lernt, gut abzuschließen, legt den Grundstein für motivierte Neuanfänge – im Job und auch im Leben.