[Rezension] „Generative KI für Unternehmen“ von Sophie Hundertmark und Daniela Suter

Orientierung ja, Anleitung nein – so könnte man den Sammelband „Generative KI für Unternehmen“ von von Sophie Hundertmark und Dr. Daniela Suter zusammenfassen. Das trifft es ganz gut und greift doch zu kurz. In einem Feld, das sich stetig weiterentwickelt, kann ein Buch nur Anregungen geben, es wird selten noch aktuell sein. Warum sich die Lektüre dennoch lohnt, erläutere ich in diesem Beitrag.

KI im unternehmerischen Alltag

Generative KI ist längst im unternehmerischen Alltag angekommen – allerdings oft ohne Strategie. Viele Unternehmen experimentieren mit Tools wie ChatGPT, Midjourney oder Copilot, ohne genau zu wissen, wie sie diese Technologien langfristig integrieren können.

Mich interessiert dabei vor allem, wie Unternehmen generative KI nicht nur punktuell, sondern strukturiert und sinnvoll nutzen können. Aus diesem Grund habe ich das Buch „Generative KI für Unternehmen“ mit Interesse gelesen.

Ich wollte Einblicke in reale Anwendungsfelder gewinnen, meinen fachlichen Horizont erweitern und herauszufinden, welche Rolle KI im strategischen Unternehmenskontext bereits spielt. Der Sammelband versteht sich als Überblickswerk und beinhaltet zahlreiche Use Cases – von der Versicherungsbranche über die Energiewirtschaft bis hin zur Medizin.

Deutlich wird: Künstliche Intelligenz ist bereits in zahlreichen (wenn nicht allen) Branchen angekommen. Wie strukturiert, zielgerichtet und sinnvoll KI-Systeme jeweils dort eingesetzt werden, steht auf einem anderen Blatt.

Mehr Breite als Tiefe

Die Vielfalt in der Anwendung spiegelt sich auch im Buch wieder: Das Spektrum ist groß – die Tiefe der Beiträge variiert. Einige Texte bieten fundierte Einblicke, andere bleiben auf einem sehr allgemeinen Niveau. Was alle Kapitel verbindet: der Versuch, generative KI aus verschiedenen Unternehmensperspektiven zu beleuchten, ohne sich auf einen bestimmten Bereich festzulegen.

Die meisten Beispiele stammen aus dem DACH-Raum, mit klarer Fokussierung auf den Schweizer Markt. Gerade in den rechtlichen Kapiteln macht sich das bemerkbar: Für Leser:innen aus Deutschland sind die Inhalte nur bedingt übertragbar, bieten aber eine gute erste Orientierung zu Themen wie Urheberrecht, Datenschutz und Corporate Governance.

Stärken des Buches liegen in der Vielstimmigkeit und der Bandbreite der Themen. Die Leserschaft bekommt ein Gefühl dafür, wie unterschiedlich Unternehmen mit generativer KI umgehen – von technikzentrierten Beiträgen über Change-Management-Konzepte bis hin zu ethischen Reflexionen. Allerdings bleibt vieles an der Oberfläche. Es fehlt an vertieften Fallbeispielen, systematisch aufbereiteten Learnings oder konkreten Handlungsempfehlungen.

Vorteil: Die Kapitel sind unabhängig voneinander lesbar. Das ist praktisch, lässt aber auch den roten Faden vermissen. Einige Texte wirken wie Blogposts, andere wie Fachaufsätze. Ein übergeordnetes Lektorat, das Struktur, Tonalität und Tiefe vereinheitlicht, hätte dem Buch gutgetan.

Was fehlt und was das Buch bietet

Der Sammelband richtet sich explizit an Unternehmen – aber gerade kleine und mittlere Betriebe (KMU) finden sich kaum wieder. Auch die Rolle von Kommunikation, interner Akzeptanz oder Weiterbildungsstrategien wird nur vereinzelt thematisiert. Sprachlich sind die Texte mal klar und anschaulich, mal eher abstrakt und theorielastig. Wer selbst im Bereich Kommunikation oder Marketing arbeitet, wird sich an der Heterogenität der Stile und am teils technischen Jargon stören.

Dabei gäbe es viel Potenzial: Gerade der Transfer in die Praxis – also die Frage, wie Unternehmen generative KI sinnvoll in ihre Prozesse integrieren – verdient mehr als nur Schlagworte.

Mein Fazit

Das Buch ist kein Handbuch, sondern eine Diskussionsgrundlage. Es liefert Impulse, aber keine fertigen Konzepte. Wer das weiß und eine gewisse Lesebereitschaft mitbringt, kann von den unterschiedlichen Perspektiven profitieren – besonders Führungskräfte, die sich einen ersten Überblick verschaffen wollen.

Für alle, die konkrete Tools, Abläufe oder Strategien suchen, ist „Generative KI für Unternehmen“ dagegen nur bedingt geeignet. In diesem Fall lohnt sich der Blick in andere Bücher, zum Beispiel „Keine Panik, es ist nur KI“ von Astrid Brüggemann – ein kompakter, praxisorientierter Ratgeber mit Fokus auf Large Language Models und konkretem Transfer in den Arbeitsalltag. Zur Rezension geht es hier entlang.

Kurz gesagt: Das Buch liefert viel Gesprächsstoff, aber wenig Umsetzungshilfe. Wer Orientierung sucht, wird fündig – wer Handlungspläne sucht, muss weitersuchen.

Disclaimer: Vielen Dank an Books on demand für die Zusendung eines kostenlosen Rezensionsexemplars.

 

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