#webseidank lautet das Motto der aktuellen Blogparade auf dem Blog von Thomas F. Reis und Annette Schwindt. Was hast du dem Netz zu verdanken? Wo hatte es einen positiven Einfluss auf dein Leben? Es gefällt mir, diese Perspektive einzunehmen. Neben all den belastenden Themen wie Datenmissbrauch, Cyberkriminalität und Hasskommentaren im Netz, die durch die Web-Gazetten geistern, ist es an der Zeit, den Blick auf die Faktoren zu richten, die uns voranbringen. Ich bin der Überzeugung, dass wir als Gesellschaft der Erfindung des Internets, vor allem in der 4.0-Variante, viel zu verdanken haben. Die Chancen überwiegen. Wie so oft liegt es an jedem einzelnen, hier Verantwortung zu übernehmen und die Mittel, die zur Verfügung stehen, richtig einzusetzen. Es ist wichtig, dass das zur Sprache kommt! Also vielen Dank für das tolle Thema. Hier ist mein Beitrag zur Blogparade. Ein Gedankenstrom.
Die Welt dreht sich schneller
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie es vor ein paar Jahren in meiner Studenten-WG war, als ich die ersten E-Mails empfing. Zuerst musste mit dem Modem eine Verbindung hergestellt werden, die sich knirschend und rauschend ihren Weg durchs Netz suchte und in (gefühlt) stundenlangen Sitzungen Datenmengen in zweistelliger KB-Höhe durchs Kabel presste.
Heute nehmen wir es als selbstverständlich wahr, dass Mails mit MB-Anhang nur Augenblicke benötigen, um zu uns zu finden. Kaum ist das Tempo des Smartphones gedrosselt – sei es durch den lausigen Vertrag oder auch ein schlechtes Netz (Gruß an die Deutsche Bahn!) –, so werden wir ungeduldig und denken über den sofortigen Wechsel des Anbieters nach.
Die erste Antwort auf die Frage, was mir das Web Gutes gebracht hat, lautet daher: Beschleunigung. Im ersten Moment klingt das paradox: Unmengen an Daten und Informationen trudeln täglich über meine Timelines auf mich ein. Das meiste rauscht an mir vorbei, so viele Texte kann ich gar nicht lesen, wie mir angeboten werden. Aber will ich das überhaupt? Natürlich nicht. Daher freue ich mich über andere Errungenschaften des modernen „Internetz“: Algorithmen, die es mir erleichtern, eine Auswahl zu treffen.
Zwei Seiten einer Medaille
Google feilt ständig an seinen (teils verborgenen) Kriterien, die auf meine Suchanfragen möglichst passgenaue Ergebnisse liefern. Facebook und Co. – man kann über sie sagen, was man will – versuchen, aus meinem Nutzerverhalten meine Interessen abzuleiten und entsprechend Informationen vorzusortieren. Das mag im Einzelfall besser und manchmal weniger gut gelingen.
In meinem Bekanntenkreis gibt es zahlreiche Menschen, denen das große Sorge bereitet und die sich daher aus sozialen Netzwerken zurückgezogen haben. Es ist also durchaus ein strittiger Punkt und hängt vom Einzelnen ab, ob die Vorsortierungmaschinerie im Netz als positiv oder eher negativ gewertet wird. Auch gibt es zu bedenken, dass dieses Vorsortieren dazu führen kann, dass ich mich gar nicht mehr aus meiner Filterblase heraus bewege und mein (bereits gefestigtes) Weltbild nicht mehr hinterfrage.
Das ist eine Seite der Medaille. Es gibt aber eben auch diese andere. Ich kann nur sagen: Mir persönlich helfen die Algorithmen, mich in dieser Fülle von Möglichkeiten zurechtzufinden. Und um ehrlich zu sein, kenne ich niemanden, der nicht regelmäßig Google nutzt und die passgenauen Suchergebnisse nicht zu schätzen weiß.
Ein Mekka für Fortbildungsjunkies
Man könnte also sagen: Das Web hat mir Orientierung gebracht. Ganz so plakativ möchte ich es nicht ausdrücken. Aber es hat mir den Zugang zu vielen Informationen erleichtert, die ich möglicherweise nie gefunden hätte beziehungsweise nach denen ich erst lange hätte suchen müssen. Da ich ein Fortbildungsjunkie bin und ein Tag ein verlorener Tag ist, an dem ich nichts Neues gelernt habe, kommt das meiner Persönlichkeit sehr entgegen. In diesem Zusammenhang finde ich Online-Netzwerke sehr wichtig. Daniela von bloggerabc hat in ihrem Beitrag zu der Blogparade einen einfachen, aber sehr klaren Gedanken formuliert:
„Das Netz ist das, was wir daraus machen.“
Dem stimme ich zu. Mir hat das Web Zeit geschenkt. (Zumindest in den Phasen, in denen ich auf Wissenssuche bin und mein Zeitmanagement gut im Griff habe.) Ja, man kann sich beim Surfen verlieren und schnell die Zeit vergessen. Der Weg in die Bibliothek immerhin fällt oft aus den oben genannten Gründen weg. Dafür muss ich lernen, anders zu filtern, anders wahrzunehmen. Aber das nehme ich gern in Kauf.
Austausch statt Einbahnstraße
Durch die Entwicklung des Webs 4.0 haben wir Nutzer die Möglichkeit, das Web interaktiv mitzugestalten. Und das tun wir, indem wir Artikel in Blogs posten, uns in sozialen Netzwerken mitteilen, Links teilen, in Foren diskutieren und auf Bewertungsportalen unsere Meinung kundtun. Aus Kundensicht führt das unterm Strich zu mehr Transparenz. Wir sind den Werbebotschaften von Unternehmen nicht mehr schutzlos ausgeliefert, sondern können sie untereinander diskutieren.
Blogger und Journalisten, aber auch ganz gewöhnliche Menschen in medienfernen Berufen, legen Unzulänglichkeiten offen und machen uns umfangreiche Informationen zu Produkten, Dienstleistungen und Vorgängen zugänglich. Freilich, einen Umgang mit diesen neuen Freiheiten müssen wir derzeit noch lernen. Wo diese Freiheit herrscht, wird eben auch ziemlich viel Blödsinn veröffentlicht. In diesem Beitrag geht aber vornehmlich darum, einmal den Blick auf die positiven Seiten zu lenken.
Darum möchte ich betonen, wie froh ich über die vielen Kontakte bin, die ich über soziale Netzwerke und/oder Messenger pflege. Manche von ihnen wären ohne das Netz nie zustande gekommen. Andere wären, aufgrund beruflicher oder familiärer Veränderungen, vermutlich eingeschlafen. Mein persönliches Fazit: Kommunikation hat sich verändert, ja, aber im positiven Sinne.
Dynamik und Wachstum
Das Web erlaubt es uns, nicht perfekt sein zu müssen. Zwar gibt es auf der einen Seite die Tendenz, zum Beispiel in den sozialen Netzwerken, sich permanent toll darzustellen. Andererseits aber lebt das Netz von seiner Dynamik. Texte können jederzeit wachsen, sich verändern, ergänzt und korrigiert werden. Heute trauen sich auch Leute zu bloggen, die sich nicht für die besten Schreiber halten. Sie haben Bock auf den Austausch und darauf, sich mitzuteilen. Sie haben Bock zu lernen. Und wenn das der Fall ist, dann klappt das auch, davon bin ich überzeugt.
Es ist doch so: Das Web bringt unsere Eigenschaften ans Licht, vielleicht verstärkt es sie auch. Ein Narzisst bleibt ein Narzisst, jemand, der hämisch ist, wird Wege finden, diesen Zug im Netz auszuleben. Umgekehrt aber werden auch positive Eigenschaften verstärkt. Wer die entsprechenden Codes kennt, wird wissen, welche Subtexte unter den Botschaften liegen. Es steht uns schließlich frei, uns auch virtuell mit den Menschen zu umgeben, die zu uns passen. Also alles halb so wild. Wer lernt, sich gut abzugrenzen, der lernt etwas fürs Leben.
#webseidank – Schlussbemerkungen
Dieser Text ist in einem Schreibfluss entstanden. Ich habe ihn nicht vorgeplant und meinem Gedankenstrom einfach freien Lauf gelassen. Jetzt, da ich ihn nochmals lese und glätte, die Rechtschreibung korrigiere und Zwischenüberschriften einfüge, stelle ich zweierlei fest:
Erstens gibt es für mich kein „Schwarz oder Weiß“ in Bezug auf das Web. Entscheidend ist tatsächlich die Perspektive, aus der ich die digitalen Entwicklungen der letzten Jahre betrachte. Ich kann mich entscheiden, für vieles dankbar zu sein. Ich kann es als Chance begreifen, was andere vielleicht als bedrohlich empfinden oder als überflüssig ansehen.
Zweitens: Das Netz fordert mich und fördert Fähigkeiten in mir, von denen ich vor Jahren nicht einmal etwas ahnte. Vielleicht ist das das Wichtigste, was ich dem Web zu verdanken habe: das ständige Lernen. Daher danke, liebes Web. #webseidank eben. Allein dafür hat es sich gelohnt, mich mit dir so intensiv zu beschäftigen.
Lieben Dank für diesen Beitrag! 🙂
Herzlich gern! 🙂 Ich bin gespannt auf all die anderen Beiträge. Werde sie mir am Wochenende mal zu Gemüte führen.
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