Anna Mateur im Kreativhaus: Zwischen Hausfrau und Hure

Sie spielt, sie faucht, sie greint, sie lacht: Anna Mateur präsentierte am Samstagabend ihr Programm „Mimikri – PopArt / UnArt / GegenWart“ im Kreativ-Haus in Münster. Der Unterhaltungsmusik ging es dabei gehörig an den Kragen. Dafür gab es Jazz vom Feinsten, entwaffnende Komik und einen Multi-Tasking-Pianisten.

Er ist der heimliche Held des Tages: Andreas Gundlach, der in der rechten Hand den berühmten Zauberwürfel entwirrt und mit Links zeitgleich ein Klavierstück spielt. Kurz darauf bewegt er in rasantem Tempo zwei Kunststoffbälle über die Tastatur und macht mit ihnen Musik – wenn das mal keine beeindruckende Klavierakrobatik ist!

Wahre Natur des Jazz begreifen

Zuvor hatte Anna Mateur Bühne und Publikum schon kräftig aufgemischt. Es ist ein Abend „über die ideologische und ästhetische Erziehung des Menschen durch Unterhaltungsmusik am Beispiel von Liedern aus dem Spamordner“, heißt es in der Programmbeschreibung. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

„Weißt du, wie erniedrigend das ist, wenn keiner im Saal versteht, was man macht“, raunt Anna Mateur ihrem Pianisten Gundlach zu und zeigt ein Schmerzensgesicht. Wie schwer muss es wohl sein, sich trotz des eigenen musikalischen Genies über die deutschen Kleinkunstbühnen zu bewegen. „Kannst es ja mal mit Klassik versuchen.“ Die wahre Natur des Jazz zu begreifen, das, da lässt sie keinen Zweifel, sei dem gemeinen Pöbel nämlich gar nicht möglich.

Blöckflöte und Trachtenkleid

Mit Blöckflöte bewaffnet und im schlecht sitzenden Trachtenkleid zelebriert sie sodann einen Schlager, der, wie sollte es anders sein, ganz im Mateur-Stil als Persiflage verpackt ist. Natürlich C-Dur, „zwischen Hausfrau und Hure, bei schummrigem Licht“. C-Dur, das sei schön harmonisch, das bleibe in den Körpern hängen. Jazz hingegen kann einem schon einmal die Sinne rauben: „Durchzechte Nächte, jede Menge Pullen“, charakterisiert Anna Mateur das Gegenstück.

Stimmlich zeigt sie sich abwechslungsreich an diesem Abend. Besonderes Highlight: das Gewinner- Potpourri am Schluss, in dem sie zwischen „We are the champions“ und anderen bekannten Melodien ein wahres Feuerwerk entzündet. Gespickt ist der Abend zudem mit scharfzüngigen und tiefgründigen Kommentaren sowie mit jeder Menge selbstironischen Tanzeinlagen. Große Kleinkunst!

 

Foto: David Campesino

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert