Provotainment – Martin Gaedt in Münster

Am 31. Januar traf sich eine kleine, feine Gesellschaft im Coworking-Space Harbourside Münster, um Provotainment zu lernen. Mit einer Mischung aus Impulsvorträgen und Workshop-Elementen präsentierte Tausendsassa Martin Gaedt ein neues Veranstaltungsformat zur Ideenfitness.

Was beinhaltet Provotainment?

Immer wieder wurden die Teams bei Übungen neu gemischt. (Foto: Martin Gaedt 2020)

Wie gestaltest du deine Vorträge und Präsentationen interessant? Wie kommst du auf neue Idee, überraschende Wendungen und Wortneuschöpfungen? Und wie strukturierst du gleichzeitig dein Thema so, dass deine Zuhörer dir gut und gerne folgen? Mit diesen Fragen beschäftigten sich Ende Januar circa zwölf Teilnehmende im Hafenviertel Münster.

Martin Gaedt, bekannt als Speaker und Buchautor („Mythos Fachkräftemangel“), hatte geladen und Menschen aus unterschiedlichen Fachbereichen um sich versammelt. Auch ich durfte dabei sein. Erst im Oktober hatten wir uns auf dem Filialmanagementtag persönlich kennengelernt, den mein Bäckerei-Fachverlag alljährlich veranstaltet.

Vorstellungsrunde und Themenpitch

Martin Gaedt in Aktion. (Foto: Troja / Torsten Roman Jacke 2020)

In einem ersten Aufschlag stellten alle Anwesenden ihr Thema vor. Wirklich alle? Nein, nicht ganz. Von Anfang an machte Martin klar, dass sein Workshop nach dem Prinzip der Freiwilligkeit funktioniert. Es stellten also diejenigen ihr Thema vor, die dazu bereit waren. Zwischen Pitches zu Personal Branding, Chancen besser zu nutzen, Kindern in Tibet zu helfen und einem zukunftsträchtigen Konzept des öffentlichen Nahverkehrs entfaltete sich eine große Bandbreite.

Ich selbst hatte das Thema Pressemitteilungen mitgebracht, da ich täglich in meinem Postfach im Verlag eine große Zahl mitunter bemitleidenswerter Versuche vorfinde, anhand derer sich wesentliche Eigenschaften einer guten Pressemitteilung ableiten lassen.

Alsdann ging es in Medias res. Provotainment klingt nach Provokation, die Vorträge von Martin erfüllen dies auch. Beim Filialmanagementtag spielte er mit Requisiten, überraschte bisweilen mit lautstark gebrüllten Sätzen und witzigen Aktionen und brachte eher eine Performance dar als einen üblichen 0815-Vortrag.

Da sich bei seinem Workshop Ende Januar alles an den Teilnehmenden selbst orientierte, hielt sich die Provokation hierbei in Grenzen. Ausprobieren durften wir uns dennoch. In mundgerechten Häppchen führte uns der Trainer durch den Prozess.

Es geht um Aufmerksamkeit

Steigern und Streichen: So gelingt es, ein Thema gut zu strukturieren. (Foto: Edda Klepp 2020)

Zunächst beschäftigten wir uns mit der wichtigsten Währung des Vortragenden: Aufmerksamkeit. Diese erzeugst du unter anderem, indem du Erwartungen brichst und beispielsweise Bekanntes neu verknüpfst. Um das zu üben, wühlten wir uns in Zweierteams durch einen Berg Postkarten. Diese dienten zur Inspiration.

Die Aufgabe bestand darin, anhand der Motive auf neue Wortzusammensetzungen zu kommen. Der Zweck: Wer eigene Begriffe kreiert und diese mit Leben füllt, also eine ganz eigene Sprache etabliert, setzt sich von anderen Speakern ab, die vielleicht ein ähnliches Thema behandeln.

Als nächstes lernten wir das Prinzip des Streichens und Steigerns kennen: Wähle sechs Begriffe, die mit deinem Thema verbunden sind. Suche dann die drei wichtigsten aus und steigere diese, die anderen drei streiche von deiner Liste. Martin dazu: „Menschen können sich nicht mehr als drei Dinge merken, also wiederholt sie!“

Bei der Übung geht es nicht darum, das Thema zu skellettieren und wesentliche Begriffe aus dem gesamten Vortrag zu verbannen. Aber sie hilft, Teilaspekte zu priorisieren, die die Zuhörer*innen in jedem Fall im Gedächtnis behalten sollen. Entscheidend sei die Relevanz für den anderen, nicht für dich. WaBriMiDa – so lautet Martins Formel: Was bringt mir das? Aus Sicht derjenigen, für die du sprichst, wird damit der Nutzen auf den Punkt gebracht.

Testen, testen, testen

Der Workshop fand im Habourside-Coworking-Space statt. (Foto: Martin Gaedt 2020)

Ein weiterer Satz, der während des Workshops immer wieder fiel: „Nicht raten, fragen!“ Martin hat gute Erfahrungen damit gemacht, seine Ideen zu testen, indem er im Vorfeld Meinungen abklopfte. Vielleicht stellt sich auf diese Weise die eine oder andere Idee als Niete heraus. Vielleicht verhelfen die neuen Erkenntnisse aber auch zur Marktreife. So geht Ideenfitness – übrigens ein Begriff, den Martin selbst geprägt und sich zu eigen gemacht hat.

Feedback stellte auch ein wichtiges Element des Provotainment-Trainings dar. Nach jeder Übung bekamen wir die Chance, unsere Zwischenergebnisse zu präsentieren. Anschließend gab die gesamte Gruppe wertschätzende und konstruktive Rückmeldungen. Wann immer jemand den Impuls verspürte, sich daraufhin zu rechtfertigen, schritt Martin ein. Kritik annehmen und reflektieren gehört ebenfalls zur Ideenfitness dazu.

Mein Fazit

Alles in allem war der Provotainment-Workshop extrem abwechslungsreich. Immer wieder mischte Martin die Teams durcheinander. So konnten wir netzwerken und außerdem von den immer wieder neuen Perspektiven auf das eigene Thema profitieren. In Impulsvorträgen zwischen den Übungen vermittelte der Referent Wissen und bettete die Workshop-Elemente thematisch ein.

Ein fertiges Vortragskonzept habe ich zwar nach dem einen Tag noch nicht, wohl aber gute Ideen und wesentliche Erkenntnisse, mit denen ich weiterarbeiten kann.

Die nächsten Termine für das Provotainment findest du unter diesem Link.

Transparenzhinweis: Martin Gaedt hat mich als Multiplikatorin zu seinem Workshop eingeladen. Eine konkrete Gegenleistung haben wir nicht vereinbart. Dass ich diesen Blogpost schreibe, geschieht freiwillig und spricht für eine gelungene Veranstaltung. Ich hoffe, dass ihr noch viele weitere folgen werden.

 

Titelfoto: Martin Gaedt 2020

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