[Rezension] 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen – Bronnie Ware

Die Australierin Bronnie Ware ist eine ungewöhnliche Frau. In jungen Jahren entschied sie, aus dem Alltagstrott einer Bankkauffrau auszubrechen und verbrachte eine Weile im Ausland. Schließlich kehrte sie zurück, doch auch diesmal hielt sie es nicht lange in dem Bürojob aus. Stattdessen wechselte sie in einen vollkommen neuen Bereich und arbeitete künftig als Palliativpflegerin. In ihrem Buch „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ berichtet sie von ihren Erfahrungen und eindringlichen Gesprächen mit Menschen, die dem Tod ins Auge sehen.

„Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet“, „ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt,  mir selbst treu zu sein“, „ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen“ – wie oft hat Bronnie Ware diese Sätze gehört, während sie schwerstkranke Menschen bis zu ihrem Tode pflegte. Im Angesicht des Todes kommt Unverarbeitetes und Versäumtes mit Macht an die Oberfläche, so hat man den Eindruck. Wann, wenn nicht zu diesem Zeitpunkt, besteht schließlich die Möglichkeit, die letzten Dinge am Ende doch noch auszusprechen.

Beziehungen und Bedürfnisse

Entsprechend emotional sind die einzelnen Kapitel des Buches zu lesen. Doch nicht nur die Einsichten der Sterbenden und ihre Klärungsversuche, die zum Glück manchmal spät noch gelingen, berühren bei der Lektüre. Bronnie Ware reflektiert anhand der Begegnungen auch ihr eigenes Verhalten. Die Beziehung zu ihren Freunden zu pflegen, nicht in einem Beruf zu verharren, der unglücklich macht, und zu seinen Wünschen und Bedürfnissen zu stehen – das sind die Schlüsse, die sie bereits mit Mitte 30 zieht.

Entsprechend hart trifft es sie, als sie am Rande eines Burnouts in Depressionen versinkt. Dieses Eingeständnis am Ende des Buches überrascht. Doch mit starkem Willen gelingt es ihr schließlich, sich aus dem schwarzen Loch zu befreien und dem Leben mit neu erwachtem Mut zu begegnen.

Geschichten zum Nachdenken

Alles in allem liest sich das Buch gut runter – und das trotz des schweren Themas. Bis auf ein etwas übertrieben enthusiastisches Abschlusskapitel, in dem die Autorin ihre Lebensphilosophie noch einmal zusammenfasst, regen die Geschichten sehr zum Nachdenken an, ohne mit dem moralischen Zeigefinger zu winken. Alles andere wäre den Menschen, die mit ihren Erfahrungen für die einzelnen Kapitel Pate standen, wohl auch nicht gerecht geworden. Definitiv empfehlenswert!

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