[Rezension] Die weiße Massai – Corinne Hofmann

Die Autobiografie „Die weiße Massai“ von Corinne Hofmann erschien bereits Ende der 1990er-Jahre. Darin schildert die Autorin ihre Erlebnisse in Kenia, wo sie sich in einen Samburu-Krieger verliebte und mit ihm eine Ehe einging. Sowohl das Buch als auch die spätere Verfilmung des Stoffes erreichten ein Millionenpublikum.

„Machen Sie ihren Protagonisten außergewöhnlich. Geschichten über Menschen, die so normal sind wie du und ich, interessieren keinen.“ – Diese Worte las ich sinngemäß neulich in einem Schreibratgeber. Ich weiß nicht einmal mehr in welchem, allerdings es ist nicht das erste Mal, dass ich diesen Hinweis wahrgenommen habe.

Viele Protagonisten, die nachhaltig in Erinnerung bleiben, haben entweder besondere Eigenschaften oder sie haben etwas Ungewöhnliches erlebt. Im Fall der weißen Massai ist letzteres der Fall. Und schon allein deswegen lohnt es sich, ihre Geschichte zu lesen.

Einblick in eine fremde Welt

Corinne Hofmanns Lebensgeschichte überrascht. Ihre Entscheidung, ihr Leben in der Schweiz abzubrechen und der Liebe wegen nach Afrika überzusiedeln, finde ich mutig. Dafür verdient sie Bewunderung. Aber noch einen weiteren Aspekt möchte ich hervorheben, der für diese Lektüre spricht. Corinne Hofmann gewährt uns den Einblick in eine Gesellschaft, die fremd ist und zu der unsereins für gewöhnlich keinen Zutritt hat.

Doch obwohl es mich fasziniert hat, über die Rituale und den Alltag der Samburu-Dorfbewohner zu lesen, hat mich das Buch letztlich nicht packen können. Die Naivität, mit der die junge Frau in die interkulturelle Begegnung stolpert, überrascht oft. Wen wundert es schließlich, dass ein Mann, der sein Leben lang nicht mit Behörden zu tun hatte, die chaotischen Verwaltungsvorgänge einer Heirat nicht versteht?

Strenges Rollenverständnis

Eifersucht, das strenge Rollenverständnis der Frau in Kenia, vollkommen andere Gewohnheiten – mit all dem war zu rechnen. Dennoch trifft es Corinne meist unerwartet. Zu sehr blickt sie durch die rosarote Brille und europäische Denkmuster. Ein Beispiel: Immer wieder investiert sie freiwillig ihr Geld, das sie über Jahre in der Schweiz erwirtschaftet hat, ist aber enttäuscht, dass ihr Mann dies nicht als ihre Leistung anerkennt.

Für ihre Verletzungen kann man als Leser Verständnis haben, man muss es aber nicht in jedem Fall. Ein bisschen mehr Vorsicht, weniger überstürzte Entscheidungen, um sich selbst zu schützen, das hätte der Protagonistin sicher gutgetan. Allerdings wäre dann auch ihre Lebensgeschichte weniger außergewöhnlich gewesen. Das wiederum wäre doch – aus Sicht der lesenden Zunft – wirklich schade.

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